Montag, 8. November 2010

Samstag, 11.12. / 19 h: _________Suchen__________ Diario del fin (Juan Alejandro Ramírez, 2009), A Secular Pilgrim in Jerusalem (Elena Canetti, 2009)


Diario del Fin (Diary of the End)

Juan Alejandro Ramírez

(Peru, OmeU, 2009, 24 Min.)

Ausgehend von einem Zeitungsartikel über den Selbstmord einer jungen Frau, entwickelt Ramírez in langsamen Bildfolgen eine eindringliche Studie der peruanischen Gesellschaft.

I never knew what I wanted to be. I just know I've struggled my whole life.

In den 70er Jahren schrieb der Ethnologe Fritz Kramer, dass ethnographische Darstellungen aufgrund ihrer Zuspitzung zu Gleichem oder Gegensätzlichem teils zur Anverwandlung, teils zur Entfremdung des Anderen tendieren. In diesem Film treffen beide Elemente in der namenlosen

Protagonistin aufeinander. Ramirez imaginiert und inszeniert den Abschied einer jungen Frau von ihrem eigenen Leben. Dort steht sie, auf dem Mittelstreifen einer achtspurigen Straße in Lima, der Verkehr rauscht an ihr vorbei und sie ist schon gar nicht mehr wirklich da.

Sie erzählt ihre Geschichte aus dem Off, unterbrochen durch Sequenzen klassischer Musik, die so gar nicht zu den Bildern passen wollen. Ramirez sucht die Frau, die sich selbst verloren hat, in einem Lima fernab von touristischer Folklore. Dem Filmemacher ist es eindeutig gelungen, aus dieser Doku-Fiktion einen starken Film voller Melancholie zu machen.



A Secular Pilgrim in Jerusalem

Elena Canetti

(Israel, OmeU, 2009, 49 Min.)

Ein bildstarker und einfühlsamer Film über das religiöse Leben in Jerusalem, durch die Augen einer Frau auf der vorsichtigen Suche nach der Antwort auf die Frage wohin sie gehört.

„They are part of the sacred world. I stand outside of it.“

Der rituelle Festkalender in Jerusalem ist prall gefüllt: jüdische, muslimische und christliche Festivitäten von Jom Kippur (dem jüdischen Versöhnungstag), über Eid al-Adha (dem islamischen Opferfest) bis zum Palmsonntag (Beginn der christl. Karwoche) werden in der israelischen Hauptstadt gefeiert. Mittendrin filmt Elena Canetti, die bisweilen getrieben wirkt, von der Frage „Where do I belong?“.

In fast klassisch ethnographischem Eifer beobachtet sie die verschiedenen Rituale, spricht mit den Menschen und öffnet sich den Geschichten. Derweil bleibt sie eine Fremde, staunend und manchmal begehrend nach dem sicheren Gefühl Teil einer Gemeinschaftlichkeit zu sein.


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