Montag, 8. November 2010

Mittwoch, 08.12./ 20h: _______Eröffnungsfilme_______ Night Cries (Tracey Moffatt, 1989), News from home (Chantal Akerman, 1976)

Night Cries: A Rural Tragedy

Tracey Moffatt

(Australien, OV, 1989, 17 Min.)

Ein Stummfilm über das Sterben der Mutter und die Erinnerungen der Tochter – ein lauter Film über zwei Frauen, deren Geschichte durch koloniale Politik geformt wurde.

Dieser Film nähert sich an die ambivalente Gefühls-Beziehung von Abhängigkeit und Eingesperrtsein. Moffatt gelingt es auf eindrucksvolle Weise, diese Gefühle weder durch Dialoge, noch durch offensichtliche Bilder darzustellen.

Von Catherine Russell als surrealistisch und avantgardistisch kategorisiert, erscheint der Film doch eher para-realistisch – so er doch ein reales Phänomen nach allen Regeln der (Film-)Kunst inszeniert. Stolen Generations bezieht sich auf jene Aborigenee- und Torres Straits Insel-Kinder, die in Australien zwischen 1869 und 1970 in weiße Siedlerfamilien zwecks Assimilation zwangsadoptiert wurden.

Ähnlich wie bei Las Hurdes – unseren Eröffnungsfilm letztes Jahr – erleben wir ein Szenario des Verfalls – hier jedoch den des Kolonialismus. Wir geben Catherine Russell recht, wenn sie in diesem Film die fiktionalen Genre des Melodrams und Horror-Films vereint wirken entdeckt. Gleichzeitig staunen wir, wie die Momente des Loslassens und Sterbens erzählt werden – ohne Worte. Wenn die Mutter tot ist, stehen wir wie kleine Kinder bitterlich weinend daneben, und können es doch nicht begreifen.



News from Home

Chantal Akerman

(USA, OmeU, 1976, 85 Min.)

Langsamkeit strukturiert das Kino von Chantal Akerman. Und so kreiert sie einen Kontrapunkt zu den schnellen Schnitten, die ihr subversives Potential längst verloren haben und zum Standard einer unterhaltenden Filmbranche geworden sind.

Auch das frühe Werk News from Home erzählt in langen Einstellungen. Akerman ist eben erst aus Belgien in New York angekommen. Sie ist noch fremd und beobachtet ihre Umgebung reglos. Aus dem Off liest sie in monotonem Tonfall Briefe ihrer Mutter vor.

Nur selten sieht man die Kamera. Doch sie ist stets präsent in den Reaktionen der Gefilmten, die sie entweder ignorieren oder sich fragen was eine junge Frau mit so viel Technik will. Damit bearbeitet Akerman auch eine Kernfrage der ethnografischen Filmkunst: wie ist das Verhältnis zwischen Filmenden und Gefilmten? Indem sie inquisitorisch „draufhält“, macht sie die Ambiguitäten des Verhältnisses sichtbar, ohne es je für möglich zu halten, die Realität abbilden zu können. So wundert es nicht, dass manche Autor_innen Akermans Filmästhetik als hyperrealistisch beschreiben.


2 Kommentare:

  1. Ein verheißungsvoller Beginn!
    Mehr in den nächsten Tagen und in Eurem analogen kleinen Buch.

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  2. trotz schnee, eis, wind. trotz straßenbahn-komplett-ausfall, taxi-mangel und bus-unsicherheiten: wir haben den eröffnungsabend sehr genossen. Mindestens 30 Besucher_innen waren gekommen, um sich mit uns dem Un-Wetter entziehend in andere (Film)Welten zu stürzen.

    in erwartungsvoller vorfreude auf kommendes,
    eure susie und thea

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