Montag, 8. November 2010

12.12. / 19 h : __Das Sakrale und Profane__ Buscando un Tresoro en el Patio de Atrás (S.T. Aguero, 2008), Danza a los Espíritus (R. Iscar, 2009)


Buscando un Tresoro en el Patio de Atrás (Looking for a Treasure in the Backyard)

Soledad Torres Aguero

(Argentinien, OmeU, 2008, 18. Min.)

Der War of the Triple Alliance war ein militärischer Konflikt zwischen Paraguay und der Dreier-Allianz Argentinien, Brasilien und Uruguay von 1865-1870. Zu dieser Zeit haben viele aristokratische Familien aus Paraguay ihre Wertgegenstände - Gold- und Silberschätze - aus Furcht vor Verlust im Boden vergraben. Diese Schätze sind nun verstreut und eingebettet in der Vorstellungskraft von jenen, die danach streben sie zu finden. Hier dienen die Schätze, sowie andere Mythen, der Repräsentation von Begegnungen mit dem Heiligen.

In der Bibel als Ophir und von den spanischen Konquistadoren in Lateinamerika als Eldorado bezeichnet, durchziehen Legenden von sagenhaften Goldländern oder -städten die Geschichte der Menschheit. Goldrausch bedeutet mehr als das individuelle Streben nach Reichtum – so ist er ein Zustand in dem sich Wunsch und Begehren in der Imagination zu einer Erfahrung des Mysterium Fascinosum sakralisieren. Ottos berühmter Moment der frohlockenden Entzückung durch das Erleben des Göttlichen ist gepaart mit dem des ehrfürchtigen Erschauerns. Das Mysterium Tremendum – das Geheimnis, das Furcht und Zittern auslöst.

Some day I'm destined to discover something valuable, because I'm poor and could use the money – I also like having money.

In diesem Film begegnen wir allerdings nicht bloß dem Numinosen. Wir lernen auch den 50-jährigen Julio Walter Mereles kennen – ein witziger, äußerst sympathischer Mensch, unermüdlich auf der Suche nach den Schätzen der Vergangenheit. Der Film wirkt so authentisch, dass er sich das Label Fiktion wahrlich verdient hat.


Danza a los Espíritus (The Dance to the Spirits)

Ricardo Iscar

(Kamerun, OmeU, 2009, 79 Min.)

Für die Evuzok gibt es zwei Arten von Krankheiten: die des Tages und die der Nacht. Der Film erzählt die Geschichte von Mba Owona Pierre, der die Krankheiten der Nacht heilen kann.

Louis Mallart Guimera arbeitete in den 1970er Jahren ethnographisch über die "Witchcraft illness in the Evuzok Nosological System". Ihm zufolge haben die Evuzok für die Beurteilung von Erkrankungen zwei verschiedene Referenzrahmen: einer, der Krankheit als empirische Realität markiert, und einen der Krankheit in seiner religiösen, magischen und sozialen Signifikanz kennzeichnet.

Für manche mochte die Filmzusammenstellung dieses Abschlussabends, d.h. vom Sakralen in den Wahnsinn, zynisch anmuten. Wir denken allerdings, dass vor allem dieser Film zeigt, wie die meisten Phänomene so ineinander verwoben sind, dass das Newton'sche Verständnis von Ursache und Wirkung wie eurozentristischer Hohn erscheint. Hier sehen und erleben wir Motive, wie sie noch aus der Mottenkiste der Klassischen Ethnologie nachhallen, jedoch nicht in exotistischer Manier aufbereitet, sondern mit Respekt und Demut, mit offenem Ohr für die Geschichten, die Mba Owona Pierre uns erzählt.


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