Montag, 8. November 2010

Donnerstag, 09.12. / 20h: ______Ethnologenportraits____ Claude Lévi-Strauss (Marcelo Fortaleza, 2009), Luc de Heusch (Karine de Villers, 2007)


Claude Lévi-Strauss – Return to the Amazon

Marcelo Fortaleza

(Brasilien und Frankreich, OmeU, 2009, 71 Min.)

Ein poetisches Portrait wechselseitiger Erinnerungen Lévi- Strauss' und der Nambikwara, denen Lévi-Strauss lange Passagen in „Traurige Tropen“ widmete.

I had sought to pursue "the primitive" to its remotest place on earth. Had I achieved my goal? At the end of a long journey, I had come upon my "savages". But alas! They were all too savage. There they were, all ready to teach me their customs and beliefs and I did not know their language. They were as close to me as an image in a mirror: I could touch them, but could not understand them. I had at one and the same time my reward and my punishment.

Für Claude Lévi-Strauss war Strukturalismus eine Methode, die sich die sozialen Tatsachen der Erfahrung in Form eines abstrakten Modells vorzustellen sucht, wobei nicht dessen Glieder, sondern die Beziehungen zwischen den Gliedern in Betracht kommen. (Schiwy)

Von dem Linguisten Roman Jakobson übernahm Lévi-Strauss als Grundstruktur die binäre Form der Oppositionen und übertrug sie auf kulturelle Phänomene.

Tristes Tropiques - 1954 innerhalb von vier Monaten niedergeschrieben - begründete seinen literarischen Ruhm und wurde bereits kurz nach Erscheinen als Klassiker gehandelt. Traurige Tropen ist keine "simple" Ethnographie. Sie liest sich als voyage philosophique und als mehrere Bücher in einem. Was sich daraus ergibt, ist nach Geertz nichts anderes als ein Mythos - ein Mythos vom Anthropologen als Suchenden. Allerdings mit der Quintessenz der Vergeblichkeit, da Erfahrung und Wirklichkeit eben nicht in direkter Verbindung zueinander stehen (Petermann).

Der Film ist eine Hommage in Collagenform: Bilder von Lévi-Strauss' Feldforschung bei den Nambikwara von 1937-38, Intervies in denen er aus dem Nähkästchen plaudert und Begegnungen des Filmemachers mit einigen Nambikwara heute. Wenn auch der Film von Marcelo Fortaleza uns einiges Unbehagen bereitete, ist er nicht zuletzt sehenswert durch die Rezitation von Passagen der Traurigen Tropen und die Einblicke in das heutige Leben der Nambikwara.

"Die Ethnographie ist nicht nur eine Domäne unter anderen Wissenschaften sondern sie stellt die Zivilisation der Wissenschaften in Frage, die die Zivilisation der Ethnographen ist. In diesem Sinne führt die Darstellung einer Gesellschaft, deren Normen nicht die unseren sind, unvermeidbar in die Dimension der Poesie ein, die vielleich die Dimension des Menschen ist, wenngleich auch unsere praktische Aktivität und wissenschaftliche Arbeit, die mit ihr verbunden sind, die Tendenz haben, das Bewußtsein, das wir von ihr haben, zu verdunkeln."

(Lévi-Strauss 1956 in Critique)


Luc de Heusch – Une Pensée Sauvage (Luc de Heusch - Wild Thinking)

Karine de Villers

(Belgien und Afrika, OmeU, 2007, 50 Min.)

You have to cling to love, which is the only possible way to survive.

Cogito ergo sum. - Ich denke also bin ich. Aber warum? - Luc de Heusch, Ethnologe und Cinématograf, bietet uns seine Interviews als Schlüssel an, um sein wissenschaftliches (strukturalistisches) und poetisches (surrealistisches) Denken zu verstehen. Während heute stets nach mehr „Interdisziplinarität“ verlangt wird, scheint es für de Heusch nie eine klare Trennung zwischen den Disziplinen gegeben zu haben.

pourquoi et pour qui?

In seinen Büchern und Filmen spiegelt sich die Vielfalt der Welt, in der verschiedene Universen zusammen fließen: Kunst, Krieg, Theater, Magie, Liebe...

Karine de Villers Hommage an Luc de Heusch ist eine Hommage durch die Augen Luc de Heuschs. Sie berichtet von seinen Erlebnissen mit dem Anderen und dem Verhältnis zwischen „Ich“ und „Wir“ bis zur Frage: Warum sind wir hier?


1 Kommentar:

  1. der zweite abend: in entspannter athmosphäre schauen wir zusammen mit rund 45 Gästen die ethnologenportraits. ein besonders schöner effekt, der uns erfreute: die filme nehmen aufeinander bezug bzw. Luc de Heusch auf Claude Lévi-Strauss und wir können einen runden themenblock geniessen.
    in der raucher_innenpause besprechen wir den ersten film. schade, dass es ganz am ende alle (uns inbegriffen) schnell nach hause zieht.

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